Bergluft und Meeresbrise. Sonne und Herbstwind. Nostalgie und neue Welten. Diese Reise war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes für mich. Vor einiger Zeit hatten meine drei liebsten Abimädels und ich beschlossen, zusammen zu verreisen – sobald die Kinderplanung allseits abgeschlossen ist und die Minis halbwegs ohne Muddis auskommen. Eine Woche Insel-Urlaub ohne Männer und Kinder. Nur wir vier, so wie früher und so, wie wir es schon ewig nicht mehr hatten. Im Herbst trafen wir uns also, während es in Deutschland tropfte und stürmte, im Süden Sardiniens. Umgeben von türkisblauem Glitzerwasser, rauen Felsformationen und sonnengestreichelten Puderzuckerstränden beschwipsten wir uns mit Mojito, analysierten akribisch die Familienverhältnisse der anderen Mitreisenden und schwelgten stundenlang in der Vergangenheit.

Unsere Tops (gemeinsam beim letzten Frühstück aufgestellt)

Mini-Wanderung zum alten Verteidigungsturm Porto Giunco

Über einen schmalen, steinigen Weg erklimmt man die alte Turm-Ruine und wird mit einem Ausblick belohnt, den Bob Ross nicht besser hätte malen können. Segelboote schippern gemütlich auf dem karibisch anmutenden Wasser hin und her, das in eine Lagune mündet. Nur einige Geh-Minuten entfernt befindet sich ein feiner, weißer Sandstrand mit kleinen Beach Bars. Unser place to be war aber eine angrenzende Bucht, die nur über Felsen zu erklimmen war. Nirgendwo hat uns Faulsein mehr Spaß gemacht als dort.

Wanderung zum Capo Cabonara

10.000 Schritte am Tag waren Pflicht. Das abendliche Rauf- und Runterfuttern der italienischen Speisekarten musste schließlich verdient werden. Also ging es an Tag 5 strammen Schrittes von unserem Ferienörtchen Villasimius zum Capo Cabonara. Nachdem wir die richtige Abzweigung mehrmals verfehlt hatten und schon glaubten, umkehren zu müssen, fanden wir uns doch noch auf der schmalen Felszunge wieder. Ganz alleine, wie so oft zu dieser Jahreszeit, mit haarezerzausendem Herbstwind im Nacken und spektakulärem Blick auf die wilde Küste. In der nicht weit entfernten Cala Caterina kühlten wir anschließend die gestressten Waden und freuten uns über ein paar verwaiste Strandliegen zum Rumlümmeln.

Wanderung auf den Monte Ferro (Capo Ferrato)

Die schweißtreibendste, einsamste und naturgewaltigste Tour führte uns auf den 300er den höchsten Berg weit und breit, den Monte Ferro. Wie man das so macht, stiefelten wir in der Mittagshitze los, vorbei an seltsamen Nachtschattengewächsen, die selbst die schlaue Pflanzen-App überforderten. Kein einziger Mensch begegnete uns, dafür unzählige Geckos und eine von Höhenmeter zu Höhenmeter spektakulärer werdende Aussicht. Auf dem Gipfel angekommen hatten wir das Gefühl, die ersten Menschen jemals da oben zu sein, wäre da nicht der abgekaute Apfel gewesen, den so kein Gecko schafft. 😉

Bootstour in der Provinz Nuoro

Vom Hafen in Arbatax aus starteten wir zu einer ganztägigen Bootstour an der sardischen Felsenküste entlang zu Robinson Crueso-Stränden, die man teilweise nur vom Wasser aus erreicht. Besonders die Cala Mariolu mit ihrem türkisblauen Postkartenidyll verzauberte uns, auch wenn sie für den Monat Oktober verhältnismäßig gut besucht war. Ein ruhiges Plätzchen für Fotosessions, ungestörte Buchschmökereien und Steinmännchen-Kunstwerke fanden wir trotzdem.

Allora, Sardegna…

Neben ein paar neuen Sommersprossen, der Erkenntnis, dass Gabriele ein MÄNNLICHER Vorname in Italien ist und dass mir der sardische Süden besser gefällt als der Norden, nehme ich von dieser Reise mit, dass Sardinien im Herbst definitiv eine Reise wert ist. Nicht zu heiß, nicht zu teuer, nicht zu überfüllt und perfekt geeignet für ein Wiedersehen mit den Lieblingsladys. In dem Sinne: Allora, Sardinien, bis zum nächsten Mal!

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