Vor einiger Zeit bekam ich von Freunden eine amüsante Sprachnachricht. Darin behauptete deren kleiner Sohn, ich hätte mal einen Piranha geangelt. Sein Vater, ein passionierter Angler, konnte das nicht glauben und nun wollten sie wissen, wer Recht hat. Der Kleine gewann den Wettstreit und brachte mich damit auf die Idee, meine skurrilsten, verrücktesten und beeindruckendsten Reise-Erlebnisse mal in einen Blog-Beitrag zu packen. Here we go:

Im australischen Outback unter freiem Himmel schlafen

Mit blutjungen 18 Jahren tourte ich mit einer Freundin monatelang backpackend durch Australien. Eine unserer Reise-Etappen führte uns mitten durchs australische Outback. Irgendwo auf dem Weg nach Alice Springs beschlossen wir, draußen zu schlafen. In dieser Nacht bin ich drei Mal aufgewacht. Beim ersten Mal hoppelte ein Känguruh vor meiner Nase herum. Beim zweiten Mal sah ich eine Sternschnuppe. Und beim dritten Mal spürte ich zum ersten Mal ganz deutlich, dass sich die Erde dreht: Vor dem Einschlafen befand sich der hellste Teil des Sternenhimmels rechts neben mir und als ich nachts aufwachte, direkt über meiner schlaftrunkenen Nase. Krönender Abschluss dieser Nacht war eine Hetzjagd auf unser Zelt, das von einer Windböe gen Nachthimmel getragen wurde. Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen hat aber für alles entschädigt.

Gletscherwandern bei Dauerregen in Neuseeland

Mit Boots, dicken Socken, Regenjacke und Spikes an den Füßen ging es im Frühjahr 2003 auf den Fox Glacier in Neuseeland. Während wir durchs Gletschertal stapften, goss es in Strömen. Am Gletscher angekommen, begrüßte uns die bizarre Eislandschaft in hellem Blau. Mindestens zwei Mal flog ich an dem Tag auf die Fresse und ich weiß nicht, ob ich am Ende eines Ausflugs schon jemals so durchnässt und durchgefroren war, aber gelohnt hat sich dieser verrückte Trip trotzdem. Landschaftlich ist so ein Gletscher kaum zu toppen und wir haben nicht an Fotos gespart – trotz Regen. Immerhin haben wir nicht, wie das chinesische Pärchen in unserer Gruppe, JEDEN Zentimeter des Gletschers fotografiert. 😉

Radfahren auf der bolivianischen Todesstraße

Ist man als Backpacker in Bolivien unterwegs, kommt man eigentlich nicht drum herum, (freiwillig) die gefährlichste Straße der Welt zu befahren. Auf dem 80 Kilometer langen “Camino de la Muerte” stürzen jährlich angeblich mehrere Fahrzeuge einfach in die Tiefe. Kein Wunder bei den vielen Serpentinen, dem katastrophalen Straßenzustand ohne Leitplanken und den angrenzenden Schluchten. Warum wir beschlossen, im Zuge einer geführten Tour mit dem Fahrrad da runterzufahren? Keine Ahnung. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir das unglaublich genossen haben. Und dennoch mussten wir da noch ein zweites Mal durch und dieses war noch viel schlimmer. Wir wollten in den Dschungel nach Rurrenabaque und das einzige Flugzeug, das von La Paz da hin fliegt, war kaputt. Also fuhren wir in einem alten Jeep mit einem Coca-Blätter kauenden Fahrer noch mal die Todesstraße runter. Ich weiß nicht, ob mein Körper jemals mehr Adrenalin in sich hatte. Wenn du auf der einspurigen Straße nicht weißt, wie du dem Bus ausweichen sollst, ohne in die Tiefe zu stürzen, weißt du, wie sich Todesanagst anfühlt.

Piranhas angeln im Amazonas

In den Pampas von Rurrenabaque hatte der Tourguide an einem Tag die wahnwitzige Idee, Piranhas angeln zu gehen. Wir schipperten also mit dem Boot auf dem Amazonas entlang, vorbei an Krokodilen und rosa Flussdelphinen, und schmissen irgendwann alle unsere Angel aus. Wie das beim Angeln so ist, passierte erstmal lange nichts. Wir wollten schon fast umkehren, als es an meiner Angel wie wild ruckelte. Als ich sah, WAS ich da aus dem Wasser zog, ließ ich vor Schreck erstmal die Angel fallen. Zum Glück reagierte meine Freundin und Reisebegleiterin Maite geistesgegenwärtig, riss die Angel an sich und zog doch tatsächlich einen scharfzähnigen Piranha aus dem Wasser. Als Belohnung wurde ich zur Dschungelkönigin gekührt, inklusive Dschungel-Holzschmuck. Den Titel teilte ich natürlich mit der mutigen Maite. 🙂

Anacondas suchen in der bolivianischen Pampa

Der Piranha-Guide hatte neben der Piranha-Angeltour auch noch eine andere skurrile Idee: Warum nicht mal im Sumpf nach echten Anacondas suchen? Wir stapften also an einem warmen Pampas-Morgen in Gummistiefeln durch den bolivianischen Morast auf der Suche nach einer der größten Schlangen der Welt. Innerlich hoffte ich die ganze Zeit, dass wir NICHT fündig werden und Gott sei Dank wurde ich erhört: Wir kamen an dem Tag nicht in den Genuss, im Matsch auf so ein ungemütliches Riesenvieh zu treffen. Die kleinen niedlichen Amazonas-Äffchen, die wir regelmäßig in den Büschen am Flussrand entdeckten, waren mir dann als Safari-Objekte doch lieber. Ein Souvenir nahmen wir aber noch von unserer Anaconda-Suche mit: wunderschön zerkratzte Beine vom Sumpf-Waten, die noch tagelang so richtig schön brannten. Yeah.

Krankenhausaufenthalt in der bolivianischen Provinz

Während der besagten Dschungel-Pampas-Tour kam ich auch noch in den Genuss, den schlimmsten Magen-Darm-Infekt meines Lebens zu bekommen. Besonders toll, wenn man nachts dringend ein Klo braucht und sich das einzige stille Örtchen irgendwo mitten im Busch befindet. Leider wurde ich diesen Quatsch auch jenseits des bolivianischen Dschungels nicht los und nach 3 Wochen beschloss ich dann, mich in Uyuni in ärztliche Behandlung zu begeben. Dort beschloss man, mich an einen Antiobiotika-Tropf zu hängen. Die Behandlung fand in einem sogenannten “Krankenhaus” statt, das eher einem Wohnzimmer glich. Ich glaube, in den zweibettigen Zimmern lagen sogar bunte Teppiche. Und es war arschkalt. Heizung? Fehlanzeige. Also lag ich da mit Mütze und Handschuhen und ließ mir Antibiotikum in die Venen pumpen, von dem ich hoffte, dass es nicht auch in irgendeinem bolivianischen Wohnzimmer gebraut worden war. Immerhin: Es hat geholfen und nach wenigen Tagen und 5 Kilo weniger auf den Rippen, ging es bergauf.

Jahrhundertregen in Alicante

Selten hatte ich einen Urlaub so herbeigesehnt wie unseren spanischen Herbsturlaub im Jahr 2010. Ich hatte gerade mein Studium abgeschlossen und nach monatelangem Stress war ich auf Sonne und Meer eingestellt. In Alicante hatten wir mit Freunden eine kleine Finca gemietet und an unserem ersten Abend bei Wein und Gegrilltem ahnten wir noch nicht, was uns da blüht. Am Morgen darauf regnete es Sturzbäche, tagelang, ohne Unterlass. Der uralte Bauer von nebenan erzählte uns, wir befänden uns mitten in den schlimmsten Regenfällen seit 130 Jahren. Ergebnis: Wir waren irgendwann von der Außenwelt abgeschlossen, mussten hunderte von Metern knietief durch den Schlamm waten, um zum Lebensmittelladen zu gelangen und hatten am Ende nicht mal mehr fließendes Wasser, weil der Bagger, der die Zufahrtsstraße reparieren sollte, noch mehr kaputt gemacht hatte. Geduscht wurde also im Pool und die Zähne wurden mit Flaschenwasser geputzt. Genauso, wie ich mir diesen Urlaub monatelang an meinem Magisterarbeitsschreibtisch vorgestellt hatte. 😉

Buckelwal-Mutter mit einem Schlauchboot begleiten

Auf unserer Hochzeitsreise in Südafrika und Mosambik jagte ein unglaubliches Highlight das nächste, aber EIN Moment hat wirklich alles getoppt: In einem Schlauchboot traten wir gemeinsam mit zehn anderen Reisenden eine Ocean Safari an. Als plötzlich unvermittelt ein wirklich riesiger Buckelwal neben unserem Schlauchboot auftauchte, stockte uns buchstäblich der Atem. Hin und her gerissen zwischen Angst, Ehrfurcht und Bewunderung fühlten wir uns plötzlich ganz klein. Absolut bewegend auch der Moment, als wir wenig später minutenlang einer Buckelwal-Mutter folgten, die ihr Junges auf ihrer Flosse an die Wasseroberfläche drückte, um ihm das Atmen zu erleichtern. Die Frage, ob das Schlauchboot es mit einem von Mutterinstinkt geprägten Koloss aufnehmen kann, wechselte sich mit dem Gefühl ab, dass man so etwas wohl nur einmal im Leben mit ansehen kann.

Was im Kopf bleibt, …

… sind nicht immer die schönen Landschaften, idyllischen Strandmomente oder vielen Reise-Begegnungen, sondern vor allem die Augenblicke, in denen es verrückt und so gar nicht perfekt zuging. Letztendlich sind das die Geschichten, von denen ich meinen Kindern heute stolz erzähle und denke: “Was bin ich bitte für eine coole Muddi?” 😉 So paradox es also klingen mag: Gerne mehr davon.


1 Kommentar

Marianne · 31. Januar 2023 um 17:38

Wow, was für eine inspirierende Lektüre! Ich bin begeistert von den verrückten Abenteuern, die du auf deinen Reisen erlebt hast. Es ist wirklich ermutigend zu sehen, wie du deine Ängste überwunden hast und dich auf neue Herausforderungen eingelassen hast. Ich habe auch ein paar unvergessliche Reise-Erlebnisse, aber nichts Vergleichbares mit deinen. Danke für die Teilung deiner Geschichten und ich hoffe, dass sie andere dazu inspirieren, ihre Komfortzone zu verlassen und die Welt zu erkunden. Weiter so!

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